FAQ

Ist der Ausbildungsfonds eine zu große ökonomische Belastung für die Betriebe?

Die Abgabe ist auf maximal 0,3 Prozent festgelegt. Konkret bedeutet das: Bei einer Arbeitnehmerbruttolohnsumme von insgesamt 1.000.000 Euro beträgt die Abgabe 3.000 Euro im Jahr. Das ist eine sehr moderate Abgabe – insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Betriebe pro auszubildender Person bis zu 2.500 Euro im Jahr erstattet bekommen und von den vielfältigen Maßnahmen, die aus dem Ausbildungsfonds bezahlt werden, profitieren.

Will sich das Land Bremen mit dem Ausbildungsfonds die ureigenen Aufgaben finanzieren lassen?

Nein, das Land wird auch weiterhin in Berufsschulen, Berufsorientierung und ausbildungsunterstützende Maßnahmen und Projekte investieren. Neu geplant ist auch ein Aus- und Weiterbildungscampus für 100 Mio. Euro im Rahmen des Klimapakets. Im Ausbildungsfonds geht es um zusätzliche Maßnahmen für die Betriebe.

Warum bedarf es noch zusätzlicher Angebote neben denen der Agentur für Arbeit?

Es macht Sinn, dieses Angebot zu ergänzen, um die Bedarfe der Betriebe zu decken. Daher werden die Maßnahmen des Ausbildungsfonds auch ergänzend zu den Angeboten der Bundesagentur für Arbeit gestaltet und gut aufeinander abgestimmt.

Warum müssen Unternehmen für fehlende Angebote im Bildungssystem aufkommen?

Die bestehenden Probleme auf das Bildungssystem zu reduzieren, greift zu kurz. Die Ursache liegt in einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, die wir in allen Bundesländern haben. Der Ausbildungsfonds und die daraus finanzierten Maßnahmen sind ein Baustein, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So werden Auszubildende und Unternehmen JETZT unterstützt, Problemlösungen zu finden.

Warum braucht es diese Förderung, wenn bereits heute Ausbildungsplatzangebote der Unternehmen frei bleiben, weil es zu wenige Bewerbende gibt?

Es ist gut, dass es viele Angebote gibt. Die Besetzung der Plätze funktioniert nur, wenn allen Jugendlichen, die Interesse an einer Ausbildung haben, die Chance auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz gegeben wird – auch bei schwierigeren Ausgangsbedingungen. Zudem fällt es vielen, insbesondere kleinen Handwerksbetrieben schwer, Jugendliche für eine Ausbildung bei ihnen zu begeistern. Die professionelle Nutzung von sozialen Medien, die proaktive Ansprache von Frauen und Migrant:innen fällt nicht allen leicht. Daher wird der Ausbildungsfonds hier Angebote für die Unternehmen vorhalten.

Früher ging das doch auch?

Die Welt ist nicht mehr so wie vor 30 Jahren. Die Gesellschaft und Arbeitswelt ist eine andere und Fachkräfte werden mehr denn je benötigt. Daher müssen wir zwingend handeln. Die Welt ist unübersichtlicher geworden und das Überangebot an Optionen erschwert es den Jugendlichen, sich zu orientieren und Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig haben einige Betriebe Schwierigkeiten, modern und für junge Menschen attraktiv aufzutreten. Dazu gehört der Umgang auf Augenhöhe ebenso wie gute Ausbildungsbedingungen oder auch erzieherische-unterstützende Aufgaben. Damit Ausbildung auch heute und in Zukunft eine attraktive Perspektive darstellt, unterstützt der Fonds Betriebe und Auszubildende gleichermaßen darin, dass Ausbildung im Betrieb gelingt . Zudem findet der Wandel bereits statt: Umlagesysteme in verschiedenen Wirtschaftszweigen zeigen positive Auswirkungen, z.B. auf die Ausbildungsqualität.

Warum braucht es zusätzliche Bürokratie?

Ganz ohne Bürokratie geht es nicht. Diese wird aber so schlank wie möglich gestaltet sein. Ein:e Arbeitgeber:in braucht lediglich die Gesamtbruttolohnsumme dder sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und die Anzahl der Auszubildenden im Meldeportal einzutragen. Der fertige Bescheid wird dann digital zugestellt. Das ist also tatsächlich überschaubar. Weitere Informationen zum zeitlichen Ablauf finden Sie hier.

Belastet der Fonds kleine Unternehmen überproportional?

Ganz im Gegenteil. Gerade kleine Ausbildungsbetriebe bekommen mehr Geld aus dem Fonds als sie einzahlen. Zudem sind die Maßnahmen, die die Betriebe bei der Ausbildung unterstützen sollen, besonders auf die Bedarfe kleinerer Betriebe zugeschnitten. Wenn ein Betrieb z.B. keine:n Auszubildende:n für seinen Ausbildungsplatz findet, kann er sich unterstützen lassen, damit das wieder gelingt. Und gerade für die kleinsten Betriebe gibt es die Möglichkeit, dass diese aus der Fondsumlage austreten können. Dazu ist nur eine einfache Angabe notwendig.

Decken regionale Ausbildungsbündnisse das Angebot schon ab?

Wir begrüßen regionale Ausbildungsbündnisse und wollen diese fortführen. Aber die Ergebnisse reichen nicht aus. Insofern verstärken wir die bisherigen Aktivitäten durch den Fonds. Zudem nimmt der Fachkräftemangel immer weiter zu. Es ist notwendig, neue Wege zu gehen.

Schwächt der Ausbildungsfonds die Bremer Wirtschaft?

Im Gegenteil es ist ein Standortvorteil. Unternehmen die ausbilden, können auf umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen zurückgreifen und werden so mehr Jugendliche ausbilden können. Davon profitiert der ganze Standort. Zudem motiviert der Ausbildungsfonds Betriebe, die bisher nicht oder nicht mehr ausbilden, eigene Auszubildende einzustellen . Das kommt ebenfalls der Bremer Wirtschaft und dem Standort zugute.

Was ist mit Unternehmen, die sich um Auszubildende bemühen, aber keine finden?

Genau darum geht es . Manche Branchen haben es schwerer als andere, weil insbesondere die anstrengenden Berufe und die, in denen man sich auch die Hände schmutzig macht, oft nicht hoch im Kurs stehen. Diese Berufe müssen über Öffentlichkeitsarbeit, Marketing etc. aufgewertet werden. Betriebe werden durch den Ausbildungsfonds unterstützt, ihre Ausbildungsaktivitäten und ihre Ansprache an zukünftige Auszubildende zu optimieren.

Warum müssen Unternehmen, die eine gute Ausbildung bieten, einzahlen?

Der Ausbildungsfonds ist ein Solidaritätsfonds und kommt so allen Unternehmen zugute, da mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen. Durch die vielfältigen, aus dem Ausbildungsfonds finanzierten, Maßnahmen wird der Standort für Unternehmen und Jugendliche attraktiver. Unternehmen, die ausbilden, profitieren durch die vielen Rückerstattungen aus dem Ausbildungsfonds. Er ist aber auch ein solidarischer Beitrag für die kleineren Betriebe, die es schwerer als große haben, Nachwuchskräfte zu finden und dauerhaft zu halten . So können auch kleine Betriebe durch den Ausbildungsfonds z. B. auf Ausbildungsbetreuer:innen oder Sozialpädagog:innen zugreifen, wie es sie in größeren Unternehmen oft gibt.

Durch die Krisen sind die Unternehmen derzeit hoch belastet, warum wird eine zusätzliche Belastung geschaffen?

Der Ausbildungsfonds ist eine Umlage, das heißt, das eingenommene Geld wird wieder an die Betriebe abgeführt. Einmal in Form von Rückerstattung und einmal in Form von Maßnahmen. Das Ziel ist es, Ausbildung zu fördern und die Betriebe zu unterstützen, die sich für Ausbildung engagieren. Denn wer ausbildet, übernimmt gesellschaftliche Verantwortung und schafft die Fachkräfte von morgen. Bei vielen Ausbildungsbetrieben führt der Ausbildungsfonds eher zu einer Entlastung, da sie mehr erstattet bekommen als sie einzahlen. Die Belastungen durch den Ausbildungsfonds sind minimal – für ganz kleine Unternehmen gibt es auch noch zusätzlich eine Bagatellgrenze.

Brauchen die Unternehmen wirklich das Geld? Wäre ihnen eher geholfen, wenn sie Interessenten für ihre Ausbildungsplätze finden würden?

Wichtig ist, auch den jungen Menschen eine Chance zu geben, die nicht unserem Idealbild entsprechen. Dies fordert von den Betrieben teilweise viel oder überfordert sogar; auch ist ein Umdenken notwendig und der Aufwand wird höher. Daher wird aus dem Ausbildungsfonds Unterstützung bereitgestellt, um die Betriebe dabei nicht alleine zu lassen. Wir haben viele junge Menschen in Bremen und sollten dieses Potential auch nutzen aber das geht nur, wenn wir uns gegenseitig mehr zutrauen und neue Wege gehen. Der Ausbildungsfonds bietet dazu die Möglichkeit.

Wieso geht Bremen hier einen Sonderweg?

Ausbildungsumlagen sind kein Novum. In der Pflege und in den Bau- und Ausbaugewerken gibt es bereits Ausbildungsumlagen. Auch in anderen Ländern, wie in Dänemark, Spanien, Brasilien oder den USA, gibt es ähnliche Konzepte. Seit den 70ern ist die Abgabe zur Stärkung der Ausbildung immer wieder Teil der politischen Diskussion in Deutschland. Bereits 1976 und 2004 gab es auf Bundesebene Ansätze, eine gesetzliche „Berufsausbildungsabgabe“ einzuführen. Gewerkschaften und die Arbeitnehmerseite fordern regelmäßig diese Initiativen und unterstützen auch den Bremer Gesetzesentwurf. Bremen ist in der Ausgestaltung des Ausbildungsfonds auf Landesebene Vorreiter und wird so auch überregional wahrgenommen, da mit dem Ausbildungsfonds eine innovative Lösung für das Fachkräfteproblem eingeführt wird.

Löst der Ausbildungsfonds alle Probleme?

Nein, aber der Ausbildungsfonds ist ein ergänzender Ansatz zu den bisherigen Maßnahmen, die ergriffen wurden. Selbstverständlich muss weiterhin der Bildungsauftrag des Staates ausgeführt und ausgebaut werden. Es bedarf außerdem der vielfältigen Unterstützung durch die Jugendberufsagentur. Der Ausbildungsfonds setzt dort an, wo die genannten Konzepte nicht ganzheitlich eingreifen (können). Er ist ein Baustein, um betriebliche Ausbildungsplätze besser besetzen zu können, die Ausbildungsqualität zu verbessern, kleine und mittlere Unternehmen zu entlasten und der betrieblichen Ausbildung mehr Unterstützung an die Hand zu geben.

Wer entscheidet über die Höhe der Abgabe und der Rückzahlung?

Ein breit besetzter Verwaltungsrat steuert die Ausgestaltung des Ausbildungsfonds im Rahmen der Vorgaben des Gesetzgebers. Weitere Informationen finden Sie hier. Der Verwaltungsrat besteht aus den Kammern, Sozialpartner:innen, dem Senat und dem Magistrat Bremerhaven. Die Wirtschaft hat also die Möglichkeit, die konkrete Ausgestaltung des Ausbildungsfonds mitzubestimmen. Das Gesetz gibt einen Korridor vor, in dem der Ausbildungsfonds praxis- und bedarfsgerecht weiterentwickelt und optimiert werden kann. Außerdem ist eine regelmäßige Überprüfung des Ausbildungsfonds vorgesehen. Die konkrete Ausgestaltung wird dann an die sich ändernden Bedarfe angepasst.